Gewohnheitsrecht zum verbrieften Landrecht ändern
In Madagaskar leben viele Menschen von Ackerbau und Viehzucht, doch ihre Lebensgrundlage ist gefährdet: Klimawandel und Rohstoffausbeutung setzen der ländlichen Bevölkerung zu. Die Misereor-Partnerorganisation „Vahatra“ unterstützt die Bauernfamilien in ihren Rechten und auf ihren Feldern.
Wer Papiere hat, gewinnt
Ausländische Investoren und Konzerne kaufen in Madagaskar Land an, um Schürfrechte für Bodenschätze zu erwerben oder auf Plantagen Monokulturen anzubauen. Die fruchtbaren Flächen fehlen jedoch für den Anbau von Nahrungsmitteln. Die Folgen von Bergbau und Monokulturen treffen so nicht nur die jeweils von ihrem Grund und Boden vertriebenen Kleinbauern, sondern alle Menschen im Land.
Ordensfrau Schwester Modestine, Leiterin von „Vahatra“, stellt sich gegen die Ausbeutung der Konzerne. Sie unterstützt die Bauernfamilien dabei, Gewohnheitsrechte an dem von ihnen seit Generationen bewirtschafteten Land in verbrieftes Recht umzuwandeln.
Denn wenn die Besitzverhältnisse an landwirtschaftlicher Fläche ungeklärt sind, ist die Existenz der Bauern ungewiss. 2005 öffnete die Regierung deswegen eine Möglichkeit, Besitzansprüche registrieren zu lassen. Die neuen „Landzertifikate“ sind bis heute aber noch kaum bekannt. Deshalb arbeitet „Vahatra“ hart dafür, dass möglichst viele Familien von den Landzertifikaten erfahren und dass zugleich die nötige Infrastruktur in den lokalen Gemeindebehörden für eine massenhafte Registrierung entsteht.
Überzeugungsarbeit und Beratung
Deshalb sind Schwester Modestine und ihr Team in einer Region mit rund 100.000 Einwohnern in zehn Gemeinden unterwegs und bieten Beratungstermine an. Wer für sein Land ein Zertifikat beantragen möchte, bekommt umfassende rechtliche Beratung und zugleich praktischen Beistand dabei, alle nötigen Unterlagen bereitzustellen.
GPS ist unbestechlich
Darüber hinaus muss das Land per GPS vermessen und schließlich ins Grundbuch eingetragen werden. Mit finanzieller Unterstützung der Hélder Câmara-Stiftung wurden schon zahlreiche Gemeinden technisch ausgestattet und geschult. Für die genaue Vermessung und die Beurkundung wurden aus Projektgeldern GPS-Geräte, Rechner, Drucker und Prägestempel bezuschusst. Die Beamten, die damit arbeiten, wurden entsprechend ausgebildet.
Auch im Anschluss hilft das "Vahatra"-Team weiter – etwa mit Schulungsmaßnahmen, die die Ernten auf nachhaltige Weise verbessern und dem Aufbau von Selbsthilfegruppen für Frauen.
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